Für viele Studiogänger ist es eines der besten Dinge am fast täglichen Gang ins Gym, die Kopfhörer aufzusetzen und die Lieblingsmusik anzuschalten. Dadurch wird sofort der Stress bekämpft, die anderen Personen um einen herum rücken in den Hintergrund und sowohl Energie als auch Fokus werden gleichermaßen gesteigert. Was aber sagt die Wissenschaft über Training und Musik? Werden verschiedene Arten der körperlichen Aktivität unterschiedlich beeinflusst? Wir sehen uns dieses Thema im nachfolgenden Beitrag genauer an!
Der mentale Aspekt
In diesem Bereich profitieren Kraftsportler von Musik. Im Zuge der referenzierten Studien wurde den Testpersonen erlaubt, im Training ihre eigene Musik auszusuchen, was sich in signifikantem Ausmaß positiv auswirkte. Indem die Wissenschaftler ihre Probanden selbst die Auswahl treffen ließen, stellten sie sicher, dass jeder von ihnen den maximal möglichen Vorteil erfuhr.
Es gilt bereits als nachgewiesen, dass Musik dem Trainierenden temporär dabei hilft, die Erschöpfung während eines intensiven Workouts auszublenden. In einer Studie protokollierten die Forscher den Gemütszustand der Probanden vor, während und nach einer Kraftausdauer Einheit. Dabei konnten sie herausfinden, dass selbst ausgewählte Musik es den Testpersonen erlaubte, die Aktivität länger auszuführen, bevor auf die eigene Erschöpfung aufmerksam gemacht wurde.
Eine weitere Studie, bei der Gewichtheber befragt wurden, brachte zutage, dass 89 Prozent der Versuchsteilnehmer daran glaubten, Musik würde die allgemeine Qualität ihres Trainings verbessern. Das stützt die Idee davon, dass etwas allein deshalb zu funktionieren scheint, weil man davon überzeugt ist!
Warm Up
Verschiedene Papers beziehen sich auf die Idee, dass eventuell eine adrenerge Anpassung stattfindet, wenn man Musik vor jeglicher Art von physischer Aktivität anhört. „Adrenerge Anpassung“ bedeutet im Grunde genommen, dass vermehrt Noradrenalin produziert wird, was zu erhöhter Wachheit, Aufmerksamkeit und Konzentration führt.
Forscher haben herausgefunden, dass eine adrenerge Anpassung in einer gesteigerten anaeroben Leistung im Hinblick auf Krafttraining oder kurzzeitige kardiovaskuläre Aktivitäten resultieren kann. Es kann also keineswegs schaden, für maximalen Erfolg die Musik vor dem Gym Besuch aufzudrehen.
Maximalkraft
Zwischen Musik und Maximalkraft konnten Wissenschaftler keine signifikante Korrelation feststellen. Während Musik dem Kraftsportler zwar helfen kann, die Ermüdung gewissermaßen auszublenden, liegen bessere Kraftleistungen nicht im Bereich des Möglichen. Das macht grundsätzlich auch Sinn, zumindest in den meisten Fällen, denn bei der Maximalkraft geht es darum, was ein Individuum körperlich zu leisten imstande ist. Ab einem bestimmten Punkt gibt es also ein physisches Limit dafür, wie viel Gewicht bewegt werden kann – unabhängig von externen Einflüssen.
Kraftausdauer
Anders als in Bezug auf die Maximalkraft, konnten Forscher eine statistisch signifikante Verbindung zwischen Kraftausdauer und Musik beobachten.
Eine Studie zeigte eine 5,8-prozentige Erhöhung der Wiederholungsanzahl beim Bankdrücken bis zum Muskelversagen, wenn die Probanden dabei Musik hörten. Diese Steigerung mag sich zwar nicht unbedingt groß anhören, aber sechs Prozent mehr Reps pro Satz erhöht das Volumen beachtlich.
In einer weiteren Untersuchung ließen sich beim Sprung aus der Kniebeuge signifikante Erhöhungen hinsichtlich der Startgeschwindigkeit, der Geschwindigkeitsentwicklung der der Kraftentwicklung beobachten, wenn die Probanden von ihnen selbst ausgewählte Musik hörten. Basierend auf den Resultaten dieser Studie scheint es so, als hätte Musik einen positiven Effekt auf die akute Kraftentwicklung während explosiven Aktivitäten.
Musik liefert also einige Vorteile, wenn es um Krafttraining geht. Insbesondere wenn der Fokus auf Kraftausdauer oder explosiven Aktivitäten liegt. Zudem erhöht Musik sowohl den Fokus als auch die Energielevel. Beim Aufwärmen kann es ebenfalls Sinn machen, sich den passenden Sound aufs Ohr zu legen!
Quelle: t-nation.com/training/tip-does-music-really-help-you-train-harder
Referenzstudien:
Bartolomei, S., Michele, R.D., & Merni, F. 2015. Effects of self-selected music on maximal bench press strength and strength endurance. Perceptual & Motor Skills: Exercise & Sport, 120(3), 714-721.
Biagini, M.S., Brown, L.E., Coburn, J.W., Judelson, D.A., Statler, T.A., Bottaro, M., Tran, T.T., & Longo, N.A. 2012. Effects of self-selected music on strength, explosiveness, and mood. Journal of Strength and Conditioning Research, 26(7), 1934-1938.
Eliakim, M., Eliakim, A., Meckel, Y., & Nemet, D. 2007. The effect of music during warm-up on consecutive anaerobic performance in elite adolescent volleyball players. International Journal of Sports Medicine 28, 321-325.
Hayawaka, Y., Miki, H., Takada, K., & Tanaka, K. 2000. Effects of music on mood during bench stepping exercise. Perceptual and Motor Skills 90, 307-314.