Frank Zane prägte das Bodybuilding der 1970er-Jahre entscheidend mit. In einer Zeit, in der sich der Sport professionalisierte und die ersten Weltstars hervorbrachte, setzte Zane neue Maßstäbe der Ästhetik. Auch mit über 80 teilt er sein Wissen noch bereitwillig mit der nachrückenden Generation. In einem aktuellen Interview sprach er jetzt über die Transformation des Sports, der an einigen Stellen falsch abgebogen zu sein scheint. Zudem gibt Frank Zane einen Einblick, wie viel Geld er damals für den Olympia-Titel erhalten hatte.
Frank Zane: „The Chemist“
Frank Zane zählt neben Arnold Schwarzenegger und Franco Columbo zu den bedeutendsten Vertretern der „Goldenen Ära“ des Bodybuildings, jenen 70er-Jahren, die nach Meinung vieler bis heute den ästhetischen Peak des Sports darstellen. Unter den damaligen Topstars stach Zane noch einmal mehr durch seine Ausgewogenheit und perfekte Linie hervor.
Mit drei Mr. Olympia-Titeln 1977, 1978 und 1979 ist Frank Zane auch in puncto Trophäensammlung einer der erfolgreichsten Bodybuilder aller Zeiten.
Sadik Hadzovic vs. Frank Zane
Frank Zane ist sozusagen der Godfather der Mens Physique Klasse. Die meisten der Bodybuilder aus den 70er Jahren stellten Qualität über Quantität, aber sogar in dieser Era war Frank Zane (Mr. Olympia von 1977 bis 1979) das Paradigma der Ästhetik. Mit Sadik Hadzovic gibt es einen Athleten, der ihm nahezu ähnlich sieht. Die Massestandards haben […]
Seinen Spitznamen „The Chemist“ verdiente sich der US-Amerikaner, weil er Training und Ernährung mit besonderer Akribie betrieb. Als studierter Mathematik- und Chemielehrer grub er sich tief in die Wissenschaft hinter dem Sport ein. Auch deshalb ist der mittlerweile 81-Jährige bis heute ein gefragter Experte und gern gesehener Interviewgast.
Frank Zane im Interview: Wo ist die Ästhetik geblieben?
Kürzlich lud der amerikanische YouTube-Channel EssentiallySports, der sich eigentlich den großen Publikumssportarten wie Basketball, Football oder Tennis verschrieben hat, Frank Zane zum Interview ein. Dabei sollte es laut Videotitel vor allem um Zanes sportliche Konkurrenz mit Schwarzenegger gehen, unter anderem auch um Arnolds höchst umstrittenen Olympia-Titel 1980.
Doch dazu gibt es wenig Spektakuläres zu erzählen – der Gentlemen Frank Zane nimmt die damalige Entscheidung sportlich. Die beiden sind auch nach dem Skandal stets freundschaftlich verbunden geblieben. Interessanter ist Zanes Meinung zu einem viel diskutierten Thema: Warum hat sich Bodybuilding von der Ästhetik der 70er-Jahre weg zu den heutigen „Massemonstern“ bewegt?
Jean Pierre Fux: Das vergessene Massemonster der 90er Jahre?
Mit dem Machtwechsel zwischen Lee Haney und Dorian Yates wurde Mitte der 90er Jahre eine völlig neue Ära des Bodybuildings eingeleitet. Um mit dem fortan amtierenden Mr. Olympia aus Birmingham mithalten zu können, wurden die Athleten Jahr für Jahr massiver. Als 1998 Ronnie Coleman den Thron übernahm, schien der Massewahn noch extremere Ausmaße anzunehmen. Während […]
Darauf hat auch „Der Chemiker“ keine endgültige Antwort. Seinerzeit hätte man einfach gemeinsam trainiert und auf die Linie aufgebaut, die ihren Körper genetisch mitgegeben war. Diese Akzeptanz und Geduld sei heutigen Bodybuildern abhandengekommen und Steroide sollen ausgleichen, was an Talent und vor allem Arbeitsmoral fehle – eine Einschätzung, die Zane mit vielen Vertretern der früheren Generationen teilt.
5000 Dollar für einen Mr. Olympia-Titel
Das Interview dreht sich auch um die Frage, wie Preisgelder und Sponsoren den Sport verändert haben. An dieser Stelle erzählt Frank Zane, dass er für seinen ersten Olympia-Titel noch 5000, für den zweiten 10.000 und für den dritten Mr. Olympia 20.000 US-Dollar bekommen hatte. Jahrzehnte vor der Option, seinen Lebensunterhalt als Influencer bestreiten zu können, arbeitete er nebenbei noch als Mathelehrer und erwarb einen Master in Psychologie.
Immerhin konnte er die Präzision seiner Wissenschaft auch gewinnbringend auf das Bodybuilding übertragen. Auch dem Nachwuchs empfiehlt Frank Zane, sich nicht auf den Sport allein zu verlassen und einen Backup-Plan in der Schublade zu haben.
Arash Rahbar spielt Frank Zane in Bodybuilding Film „Bigger“!
Mit Pumping Iron wurde schon damals, sprich zu den aktiven Zeiten von Arnold Schwarzenegger, Filmgeschichte im Bereich des Bodybuildings geschrieben. Der Film begeistert bis heute Fans des Sports und auch andere Personen, die sich darunter vielleicht noch nicht so viel vorstellen können. Wie wir euch in der Vergangenheit bereits berichteten, wird demnächst ein weiterer Bodybuilding […]
Wie viel Protein konsumiert ein 81-jähriger Bodybuilder?
Auch mit 81 Jahren trainiert Frank Zane noch überwiegend nach dem Push-Pull-Leg-Split, den er schon zu aktiven Zeiten verfolgt hat. Seine weltberühmten Trainingspartner von damals wurden angemessen ersetzt: Heute begleitet ihn seine Frau Christine Zane, selbst ehemalige Wettkampfathletin, ins Studio und weiß ihn mit ihrer Disziplin anzustecken.
Auch seine Ernährung gestaltet Zane immer noch sportlergerecht. Von ausufernden Cheatmeals hält er nichts. Seine Proteinmenge hat er jedoch deutlich reduziert, kommt heute noch auf ca. 150 Gramm täglich, bei einem Körpergewicht von etwa 77 Kilo.
Das Interview schließt Zane mit einem buddhistischen Zitat: „Unser Leben wird durch unseren Geist geformt. Wir werden zu dem, was wir denken […].“ Frank Zane ist und bleibt also der Feingeist, an dem sich die heutigen Spitzenbodybuilder nicht nur in sportlicher Hinsicht ein Beispiel nehmen können.
Titelbild: Instagram
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