Wer dieser Tage über das deutsche Bodybuilding spricht, kommt an einem Namen nicht vorbei: Urs Kalecinski hat sich in den vergangenen Jahren zum absoluten Exportschlager entwickelt. Mit Top-Platzierungen beim Mr. Olympia hat der Classic Physique Athlet international Wellen geschlagen. Doch die Reise zum Olympia hat für den Mitte-20-Jährigen gerade einmal begonnen.
So kam Urs Kalecinski zum Bodybuilding
Urs Kalecinski wurde am 30. April 1998 in Schwäbisch Gmünd in Baden-Württemberg geboren. Mit seinen beiden Brüdern wuchs er in ländlicher Umgebung auf. Sein polnischer Vater betrieb erfolgreich Gewichtheben, seine Mutter tanzte Ballett. Sport wurde bei den Kalecinskis also schon immer großgeschrieben.
Urs verband den väterlichen Kraftsportbackground mit den tänzerischen Fähigkeiten seiner Mutter und entschied sich für Breakdance, dem er acht Jahre lang eifrig nachging. Dennoch entwickelte er in seiner Jugend Gewichtsprobleme, was dazu führte, dass er bei den Mädchen reihenweise abblitzte. In dieser Phase orientierte er sich an seinem älteren Bruder, der als Leistungsturner einen Körper ganz nach seinen Wunschvorstellungen hatte.
Unter der brüderlichen Anleitung fand Urs dann mit 13 Jahren den Weg ins Fitnessstudio. Hier stieg er ganz alterstypisch ohne jedes Konzept in den Kraftsport ein. In jeder Einheit an jeder Maschine ein Satz, so beschreibt er heute seine erste Eigenkreation eines „Trainingsplans“. Doch seine Ausnahmegenetik glich die Sinnlosigkeit des Vorgehens aus. In seinen ersten Trainingsjahren konnte er über 25 Kilogramm Muskelmasse aufbauen.
Die Anfänge im Naturalbodybuilding
Schon als Teenager entschied sich Urs Kalecinski, dem Wettkampf-Bodybuilding eine Chance zu geben. Dabei stieg er zunächst als Naturalathlet ein. 2016 wurde er Vierter bei der Internationalen Deutschen Newcomer Meisterschaft und Sechster auf der Internationalen Deutschen Meisterschaft der GNBF. Die Resultate enttäuschten den damals 20-Jährigen schwer. Es ist dem guten Zureden seines damaligen Trainers zu verdanken, dass er die neue Sportart nicht postwendend wieder an den Nagel hängte.
Das Durchhaltevermögen wurde belohnt. Bei der Deutschen Meisterschaft der GNBF 2018 sicherte er sich den Junioren-, Klassen- und Gesamtsieg und damit die Profilizenz des Naturalverbandes. Danach entschied sich der Süddeutsche für den Wechsel in die renommiertere IFBB.
Durchmarsch bei den Profis
Unter der Betreuung seines damaligen Coaches Leo Mayrhofer gelang dem gerade einmal 21-jährigen Urs Kalecinski ein nahtloser Übergang in die Classic Physique des unterstützten Bodybuildings. Sein erster Auftritt bei der IFBB auf der Amateur Olympia UK 2019 endete mit einem starken vierten Platz.
Auf der Iceland Open am 2. November 2019 sicherte sich Urs Kalecinski mit dem Gesamtsieg als damals jüngster deutscher Bodybuilder die IFBB Pro Card. Schon eine Woche später debütierte er bei den Profis auf der Dennis James Classic in Frankfurt am Main, wo er unter 19 Startern den sechsten Platz belegte.
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Nach diesen verheißungsvollen Anfängen hielt 2020 das Coronavirus Einzug und brachte auch die Bodybuilding-Welt zum Stillstand.
Der erste Mr. Olympia
Die erzwungene Auszeit wusste Urs Kalecinski sinnvoll zu nutzen und kehrte 2021 noch einmal deutlich verbessert auf die Bodybuilding-Bühne zurück. Auf der Xtreme Bodybuilding Pro in Mexiko wurde er hinter seinem Landsmann Mike Sommerfeld hervorragender Zweiter. Auf der Tampa Pro im August 2021 klappte es dann mit dem ersten Sieg bei den Profis. Damit hatte Urs das Ticket zum Mr. Olympia gelöst – und sollte noch so richtig von sich reden machen.
Classic in Mexiko: Mike Sommerfeld und Urs Kalecinski dominieren Olympia-Qualifier!
Was vor fünf bis sechs Jahren noch nahezu unmöglich erschien, wurde in der jüngeren Vergangenheit zur absolut positiven Gewissheit. Die Spaltung zwischen IFBB Pro League und IFBB Amateur League eröffnete auch vielen deutschen Athleten die Möglichkeit, sich mit zunehmender Häufigkeit dem Kampf um eine der heiß begehrten Profilizenzen zu stellen. Diese Herausforderung meistern konnten unter […]
Der wichtigste Wettkampf des Bodybuildings gilt als besonders hartes Pflaster für Rookies, noch dazu, wenn diese keinen amerikanischen Pass vorweisen können. Doch Urs Kalecinski gewann sofort die Herzen von Kampfgericht und Publikum. Er kombinierte die in der Classic Physique kriegsentscheidende ästhetische Linie mit einer tollen Härte und konnte dank seiner Historie im Breakdance sogar ein Posing anbieten, das in dieser Qualität nicht mehr von vielen Bodybuildern gezeigt wird.
So brachte er es bei seinem Debüt auf einen spektakulären vierten Platz. Seitdem wird dem sympathischen Süddeutschen auch international größte Aufmerksamkeit zuteil.
Die Saison 2022
Mit Rückenwind aus dem Erfolgsjahr startete Urs Kalecinski auch 2022 richtig durch. Auf dem zweithöchsten Wettkampf des Bodybuilding-Kalenders, der Arnold Classic Ohio, musste er sich auf dem dritten Platz nur Terrence Ruffin und Ramon Rocha Queiroz geschlagen geben. Mit einem Sieg auf der Boston Pro qualifizierte er sich auch für den Mr. Olympia 2022. Ganz ohne Druck legte er auf der Kuwait Classic gleich noch einen Profisieg hinterher, um sich dann ganz der Vorbereitung auf den großen Auftritt in Las Vegas zu widmen.
Der Mr. Olympia 2022 sollte Urs bislang größte Erfolgsgeschichte werden. Mit Rang drei schloss er endgültig zur absoluten Weltklasse auf und hätte auch die Platzierung mit dem Zweiten Ramon Rocha Querioz tauschen können.
Der Wechsel in die offene Klasse?
Der Mr. Olympia 2022 hat bewiesen: Urs Kalecinski ist in die Weltspitze gekommen, um zu bleiben. Das unterstrich er noch einmal auf der Arnold Classic 2023, bei der er Zweiter wurde und zusätzlich den Best Poser Award einheimste – trotz eines Infekts, der ihm noch kurz vor dem Auftritt einen Krankenhausaufenthalt bescherte.
Kurz vor Arnold Classic 2023: Urs Kalecinski im Krankenhaus
Mit dem zweiten Platz bei der Arnold Classic 2023 hat Urs Kalecinski seine Position an der Weltspitze des Bodybuildings erfolgreich gefestigt. Auf der Bühne in Ohio lieferte sich der Classic Physique Athlet einen harten Wettkampf mit dem späteren Sieger Ramon Dino. Wie nun im Anschluss an den Wettkampf nun bekannt wurde, musste Urs Kalecinski wenige […]
Für den Mr. Olympia 2023 ist er als Medaillengewinner des Vorjahres bereits qualifiziert, sodass er sich für den Rest des Jahres ganz der Vorbereitung für den November widmen konnte. An Ambitionen mangelt es Urs nicht: Auch die Entthronung der Classic Physique-Legende Chris Bumstead hält er für realistisch.
Mit gerade einmal 25 Jahren und noch einiger Luft zum Gewichtslimit seiner Klasse steckt in Urs auch noch viel Raum für weitere Entwicklungen. Dabei arbeitet er weiterhin mit dem Österreicher Stefan Kienzl zusammen.
Urs Kalecinski schließt Wechsel ins Open Bodybuilding nicht aus
Dass Urs Kalecinski plant, beim Mr. Olympia 2023 in der Classic Physique auf der Bühne zu stehen, wird jedem Bodybuildingfan bekannt sein. Dennoch gibt es eine immer wiederkehrende Diskussion darum, ob Urs Kalecinski nicht ins Open Bodybuilding wechseln sollte. Auch in seinen Fragerunden käme das Thema immer wieder aufs Neue auf, sodass der IFBB Pro […]
Die Frage nach einem Wechsel ins offene Bodybuilding musste sich Urs schon oft stellen lassen. Selbst sein enger Vertrauter Markus Rühl sieht ihn perspektivisch bei den Schwergewichten. Urs selbst schließt den Klassenwechsel nicht aus, will jedoch fürs Erste sein ganzes Potenzial in der Classic Physique ausschöpfen.
Urs Kalecinski: Größe und Gewicht
Wie bei fast allen Bodybuildern schwanken die Größenangaben des Urs Kalecinski je nach Quelle. Gemäß eigenen Angaben ist er 180,5 cm groß. Durch die Erhöhung des Gewichtslimit in der Classic Physique darf er somit 5 Pfund mehr als bisher wiegen. Gemäß Tabelle sind maximal 103 Kilogramm Bühnengewicht erlaubt.
Kurplan für die Profikarriere
Nach eigener Aussage hat Urs Kalecinski die ersten acht Jahre seiner Sportlerkarriere komplett natural trainiert. Erst in der Vorbereitung auf seinen ersten Pro Qualifier soll er zur Unterstützung gegriffen haben.
Sein Kurplan bestand dabei in 300 mg Testo Enantat pro Woche. 10 Weeks out kamen 150 mg Drostanolon Enantat sowie täglich eine halbe Entwässerungstablette dazu.
„Nur eine Hilfe“: Mit so wenig Stoff wurde Urs Kalecinski zum Profi?!
Trotz der Unverblümtheit, die beim Thema Steroide und Co. inzwischen größtenteils vorherrscht, hat es für neutrale Beobachter immer noch etwas von einer Sensation, wenn ein namhafter Athlet genau aufdröselt, was an leistungssteigernden Substanzen er nimmt respektive genommen hat. Obwohl nämlich der Konsum offen zugegeben wird, mangelt es zumeist an Details. Für Urs Kalecinski, der kürzlich […]
Die Dosen erscheinen angesichts seiner Leistungen überaus gering. Der Classic Physique Athlet betonte, dass derart niedrige Einnahmen aufgrund seiner Genetik tatsächlich ausreichend gewesen seien.
Urs Kalecinski beruflich und privat
Urs Kalecinski ist vor einigen Jahren mit seiner Freundin „Alitsche“ aus Süddeutschland nach Berlin gezogen. Hier betreiben die beiden gemeinschaftlich die Merchandise- und Bekleidungsmarke Mircalewar. Ursprünglich wollte Urs Sportlehrer werden. Die Pläne hat der ESN-Athlet aber bekanntermaßen aufs Eis gelegt, um sich ganz der Bodybuilding-Karriere zu widmen.
Chris Bumstead, der nicht nur Urs härtester Widersacher, sondern auch ein guter Freund ist, sähe den Deutschen gern bei ihm in Florida. Bislang sind seine Überredungskünste nicht auf fruchtbaren Boden gefallen.
Nicht nur auf der Bühne, sondern auch in den sozialen Medien zählt Urs Kalecinski zu den erfolgreichsten deutschen Bodybuildern. Längst folgen ihm auf Instagram mehr als eine Million Menschen.
Der weitere Werdegang des Urs Kalecinski bleibt weiterhin mit Spannung zu verfolgen. Insbesondere das heiße Duell mit dem anderen deutschen Megatalent Mike Sommerfeld bringt immer wieder Spannung in das bisweilen als langweilig verschriene Bodybuilding. Und dann stellt sich noch die Frage, ob Urs wirklich jemals an Bumstead vorbeiziehen kann – und ob er tatsächlich eines Tages den Schritt in die Offene wagen wird.
Autorin: Ulrike Hacker | Titelbild: Instagram
Hallo
es ist immer wieder festzustellen, das bei erfolgreichen Menschen der Grundstein dafür in der Kindheit durch die Eltern gelegt wird
Gruß
genau so ist es…